
Resistenzen bei der Entwurmung von Pferden
Mit dem Ende der Weidezeit im Oktober wird die wichtigste Entwurmung des Jahres erforderlich. Denn jetzt sollten Rundwürmer, Bandwürmer und Magendasseln bekämpft werden. Leider wird schon seit längerer Zeit beobachtet, dass Rundwürmer Resistenzen entwickeln. Bei den kleinen Palisadenwürmern zum Beispiel beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Resistenz gegen Benzimidazole (z. B. Fenbendazol) schon 60 bis 90 Prozent. Auch bei Spulwürmern zeichnen sich erste Probleme ab. Pferdehalter sollten also unbedingt, in Absprache und Beratung mit ihrem Tierarzt, auf diese Tatsache reagieren – denn neue Wirkstoffe sind nicht in Sicht.
Die wichtigste Voraussetzung für eine effektive Wurmkontrolle bei
Pferden ist angemessene Hygiene. Daher ist die tägliche Kotbeseitigung
im Stall, Paddock und auf der Weide ein Muss. Im Spätsommer sollten
täglich die gelben Eier der Dasselfliegen mit einem scharfen Messer vom
Fell abgeschabt werden. Durch solche grundlegenden Maßnahmen kann die
Zahl der erforderlichen Entwurmungen reduziert werden.
Um weitere Resistenzen zu verhindern, ist unter anderem die richtige
Dosierung wichtig. Unterdosierung nämlich kann eine Resistenzbildung
erheblich fördern. Weil die heutigen Pferde-Entwurmer eine hohe
Dosierungsbreite haben, ist eine sicherheitshalber vorgenommene
Überdosierung um 10 bis 20 Prozent daher problemlos möglich und eben
auch sinnvoll, um ein möglicherweise zu gering geschätztes Körpergewicht
zu korrigieren.
Professor Georg von Samson-Himmelstjerna vom Institut für Parasitologie
und Tropenveterinärmedizin der Freien Universität Berlin, Mitautor einer
mittlerweile existierenden wissenschaftlichen Empfehlung zur
nachhaltigen Kontrolle von Magen-Darm-Parasiten der Pferde, empfiehlt
vor allem ein regelmäßiges Parasitenmonitoring durch Kotuntersuchungen:
„Nur wenn man weiß, welche Parasiten vorliegen, und ob die verwendeten
Wirkstoffe in dem jeweiligen Bestand noch funktionieren, kann man
sinnvoll behandeln und Resistenzen vermeiden.“ Unerlässlich ist dabei
vor allem die regelmäßige, am besten einmal pro Jahr durchgeführte
Nachkontrolle durch eine weitere Kotuntersuchung etwa eine Woche nach
der Entwurmung, um zu sehen, ob das Medikament die gewünschte Wirkung
zeigt. Dafür sollte die sogenannte quantitative Kotuntersuchung beim
Tierarzt oder einem qualifizierten veterinärmedizinischen Labor in
Auftrag gegeben werden. Denn nur bei dieser Untersuchung wird die Zahl
der Wurmeier pro Gramm Kot ermittelt, so dass man einen konkreten
Zahlenwert erhält.
Nicht jeder Wurmbefall muss indes unbedingt behandelt werden. Sollten
z.B. bei erwachsenen (mindestens fünf Jahre alten) Pferden
ausschließlich kleine Palisadenwürmer vorhanden sein, so sehen einige
Wissenschaftler Tiere mit unter 200 Eiern pro Gramm Kot als noch nicht
entwurmungsbedürftig an. Diese Überzeugung wird allerdings nicht
allgemein geteilt.
Denn die Aussagekraft von Kotuntersuchungen darf keinesfalls
überbewertet werden. Zum einen werden manche Parasiten durch
konventionelle Kotuntersuchungen gar nicht erfasst (z.B. Magendasseln
und Bandwürmer), zum anderen können die Eizahlen im Kot stark variieren.
Manche Pferde beherbergen eine große Anzahl von Würmern, scheiden aber
nur relativ wenige Eier aus. Das Pferd scheint dann zwar gesund zu sein,
kann aber bei Nicht-Behandlung erhebliche gesundheitliche Schäden
davontragen, wie zum Beispiel Koliken. Solche Tiere würden fälschlich
unbehandelt bleiben, wenn die Entscheidung für eine anstehende
Entwurmung nur vom Ergebnis der Kotuntersuchung abhängig gemacht würde.
Solche Verfahren eignen sich zwar für das antiparasitäre Management von
großen Nutztiergruppen (Schafe, Rinder), aber nicht für eine
Pferdehaltung, in der das Wohl und die Gesundheit des Einzeltieres im
Vordergrund stehen.
Wie lautet nun die mehrheitliche Empfehlung der Experten für die
pferdehalterische Praxis? Bei erwachsenen Pferden (fünf Jahre oder
älter) sollten mindestens zwei feste Entwurmungen im Jahr durchgeführt
werden: Einmal ca. zwei Monate nach Weideaustrieb, also im Juni oder
Juli gegen Rund- und Bandwürmer, und eine weitere im November / Dezember
gegen Magendasseln, Rund-und Bandwürmer. Weitere Entwurmungen können
zusätzlich variabel und nach Bedarf im Februar / März oder August /
September durchgeführt werden, wenn eine zuvor erfolgte Kotuntersuchung
dies nahelegt.
Wichtig ist, dass Fohlen und Jungpferde niemals nur nach Kotuntersuchung
entwurmt werden sollten. Sie sind weitaus anfälliger für
Magen-Darm-Parasiten und weisen oft wesentlich höheren Parasitenbefall
auf als erwachsene Pferde. Daher können sie auch schneller Schaden
nehmen. Neue Pferde sollten zunächst in Quarantäne bleiben und unbedingt
entwurmt werden, damit sie keine neuen Wurmstämme importieren können.

